Ich wollte schon seit einigen Tagen ueber unsere ersten beiden Wochen als 7-koepfige Familie schreiben, aber habe es immer vor mir hergeschoben. Es ist erstens sehr persoenlich, und zweitens schwierig mein Erleben und Empfinden in Worte zu fassen.
Da ich nun aber dieses wunderschoene Foto von Nina habe, ist das eine gute Gelegenheit. Ich werde es zumindest versuchen...
Ich hatte mich auf eine schwierige Anfangsphase mit Nina eingestellt. Und es war wirklich nicht immer einfach, vor allem die erste Woche, als wir in Changsha waren. Ich machte nur einen Fehler: Mein Fokus war nur auf IHR. Lasst mich das erklaeren: Ich hatte mich darauf vorbereitet, wie ich IHR helfen kann, sich in unserer Familie einzuleben. Wie ich SIE in unsere Aktivitaeten einbeziehen kann. Wie ich SIE unseren Familien und unserem Freundeskreis vorstellen kann.
Als wir nach Hause kamen, war die Realitaet ganz anders. Nina fuehlte sich sehr schnell wohl, hat sich mit ihren Geschwistern arrangiert und hat sich nie als "Fremde" verhalten. Das war so erstaunlich und auch sehr schoen zu sehen. Die Probleme hatten WIR - unsere anderen vier Kinder und ich!
Ploetzlich kamen mir Gedanken wie "Was macht dieses 3 jaehrige, fremde Kind hier?" Am liebsten haette ich nur meine 4 Grossen um mich gehabt, da ich sie so gut kenne. Die Verbindung mit Nina, die ich in China spuerte, war ploetzlich so unbedeutend und schwach und so neu. Und das war hart. Es kam mir vor wie wenn ich einen "Wochenbett-Koller" hatte (gibt es auch Adoptionshormone???)
Und dann waren da unsere Kinder, die wir seit 2 1/2 oder sogar 3 Wochen nicht mehr gesehen hatten. Sie hatten auf unsere Heimkehr hingefiebert, und sie hatten sich soooo auf ihre Schwester, fuer die sie sooo lange gebetet hatten, gefreut. Und als das alles Wirklichkeit wurde, waren sie ueberfordert. Die ersten paar Tage zuhause flossen viele, viele Traenen... und die Gefuehlswelt von allen war ziemlich durcheinander.
Diese erste Woche zuhause war nicht, was ich erwartet hatte. Ich war nicht auf jedemanns Beduerfnisse vorbereitet. Ich hatte immer nur Nina's Beduerfnisse vor Augen gehabt. Und das war ein Fehler. Am Ende der ersten Woche war ich emotionell ausgelaugt - abends, als alle Kinder im Bett waren und schliefen, setzte ich mich oftmals hin und heulte nur noch. Es war so schwierig, all den Beduerfnissen gerecht zu werden. Ich wollte nicht, dass sich eines der Kinder ausgeschlossen oder ungeliebt oder weniger geliebt fuehlte. Zudem waren wir muede und hatten mit der Zeitverschiebung zu kaempfen, und Mike wurde zwei Tage nach unserer Heimkehr sehr krank.
Satan hat so sehr versucht, unsere Freude zu stehlen, unsere wachsende Bindung zu Nina zu zerstoeren und uns ins Ohr zu fluestern, dass unsere Familie nie mehr "komplett" sein wuerde. Als ich dann endlich diesen Angriff als Solchen erkannte, konnte ich auch gezielter dagegen beten. Und nun sind bereits 2 Wochen seit unserer Heimkehr vergangen, und so langsam beruhigt sich unser Familienleben etwas. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, dass wir auf dem Weg sind, den der Herr vor uns bereitet hat. Es ist SEIN Plan. Er hat die Kontrolle nicht verloren - nicht ueber meine Gefuehle, nicht ueber meine Kinder oder meine Familie.
Warum erzaehle ich das alles? Ich habe sehr wenig ueber diese Aspekte der Adoption gehoert oder gelesen und war dementsprechend schlecht darauf vorbereitet gewesen. Ich hoffe, dass es anderen Familien weiterhilft, und dass es andere Familien ermutigt. Die Arbeit beginnt wirklich erst wenn man die lange Reise von China in die USA hinter sich gebracht hat!