03 Juli 2007

Nina

Wo soll ich auch beginnen??? Zum Anfangen moechte ich einen Vers weitergeben, den uns liebe Freunde geschickt haben. Ich habe keine deutsche Bibel dabei, aber hier ist die Stelle: Prediger 11, 5
Gott hat dieses kleine Menschlein geschaffen, und fuer eine zeitlang gehoert sie zu uns. Meine Gefuehle sind sehr aehnlich wie nach der Geburt unserer Kinder. Nina hat sich heute in meinem Herz "eingenistet", und ich kann es mir nicht anders vorstellen.
Heute morgen nach dem Fruehstueck fuhren wir mit dem Taxi auf's chinesische Zivilstandsamt, und ploetzlich waren wir beide nervoes. Sehr nervoes. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln, bis wir Nina zum ersten mal sehen wuerden. Mit uns war eine Familie, die Zwillingsmaedchen adoptieren. Im oberen Stock herrschte das Chaos: Adoptiveltern, weinende Babies, unsaegliche Hitze. Wir sahen Nina nirgends - und wurden sogleich ins naechste Zimmer gefuehrt. Die Zwillinge waren hier, aber Nina sei noch nicht angekommen, wurde uns gesagt. Das war gut so, denn so konnten wir fuer die andere Familie filmen und fotografiern. Ab und zu guckte ich in den Nebenraum, und ploetzlich war sie dann da - wir erkannten sie sofort. Sie sass zwischen zwei Frauen, die mit ihr gekommen waren, uns sie waren daran, ihr schoene Spaengeli in die Haare zu tun. Ihr Gesicht war ausdruckslos - genauso wie auf den Fotos, die wir von ihr hatten. In diesem Moment war es um meine Fassung geschehen, und Traenen brannten in meinen Augen. Ein paar Minuten spaeter brachten sie sie dann in unseren Raum, sie hatte ein Broetchen und "Zaeltli" in ihren Haenden und musterte uns ganz genau. Wir nahmen sie in die Arme uns setzten sie auf meine Knie. Keine Traenen, und keinen Widerstand, aber wohl war es ihr offensichtlich nicht.
Nach einer guten halben Stunde waren wir bereits wieder auf dem Weg ins Hotel. Ein einziges Mal sahen wir ein kleines Mini-Laecheln , ansonsten war sie sehr ernst.
Sobald wir in unserem Zimmer waren, fand sie die Spielsachen, die wir fuer sie mitgebracht hatten, und die Veranderung war erstaunlich. Am liebsten spielte sie mit den Bechern, mit denen man einen Turm bauen kann. Wir bauten und bauten, und kippten sie wieder um, und fuellten sie mit kleinen Naschereien, und leerten sie wieder aus..... ihr koennt euch das Szenario wahrscheinlich vorstellen. Sie begann zu laecheln, zu essen, und es war wie wenn die Sonne aufgegangen waere. Sie ist ein sehr cleveres, lustiges Maedchen, und begreift Dinge sehr schnell. Wenn ich ihr etwas vormachte, machte sie es gleich nach. Ihre Feinmotorik ist sehr gut: sie kann eine Halskette auffaedeln, einen Stift korrekt halten, und ich glaube, sie ist linkshaendig. Sie spielte mit Knete, Duplos, Aufklebern und einem Ball. Es ist so schoen, ihr dabei zuzuschauen! Sie tanzt im Zimmer herum und dreht sich im Kreis und hebt ihren Rock dabei auf. Sie posiert liebend gerne fuer Fotos, und inspiziert sie dann gleich auf der digitalen Kamera. Sie bewundert sich im Spiegel und sagt dabei ihren Namen xmal - wenn sie ihn sagt, toent es wie "Bobo-ah". Kurze Zeit spaeter gab sie mir Kuesschen, und als sie mich auf einem Foto sah, sagte sie "Mama".
Mit Daddy zusammensein ist ganz besonders toll, denn mit ihm darf sie mit all den elektonischen Geraeten spielen :-)) (Fotoapparat, Rechner etc). Es ist eine Freude, mit ihr zusammen zu sein. Sie schaut uns in die Augen, wie duerfen sie herzen und kuessen und sie fuettern. Das sind ganz wichtige Meilensteine ihn ihrem Prozess, uns als Eltern zu akzeptiern und sich sicher zu fuehlen.
Am Nachmittag badeten wir sie, und kleideten sie um. Das war kein Problem, aber ihre alten Schuhe wollte sie auf keinen Fall aufgeben. Die darf sie auch gerne anbehalten, wenn ihr das hilft. Sie machte einen langen Mittagsschlaf, und als sie erwachte, war sie wieder sehr ernst und still, aber nicht fuer lange. Sie kommuniziert ihre Beduerfnisse sehr klar, und sie weiss, was sie will. Wenn es nicht nach ihrem Kopf geht, dann beginnen die Fetzen zu fliegen *prost*.... Wir sind ueberzeugt, dass die sehr gut zu unseren anderen Kindern passt.... sie wird sich verteidigen koennen, und wir haben das Gefuehl, dass ihr Elia's Tricks zusagen werden. Sie hat bereits aufgeschuerfte Knie und eine Beule am Kopf, und hmmmm, das erinnert mich doch an einen gewissen 4 Jaehrigen....

Am Nachmittag machten wir einen Spaziergang zu einem nahe gelegenen Lebensmittelgeschaeft, um ihr Milch zu kaufen. Gemaess dem Rapport vom Weisenhaus trinkt sie sehr gerne Milch, und trinkt immer einen Becher voll bevor sie zu Bett geht. Auch das passt wieder sehr gut, da kann sie gleich mit Anya und Elia mithalten!

Wenn andere mit ihr spielen wollen, macht sie fuer kurze Zeit mit, kuschelt sich dann aber wieder an uns und ignoriert andere voellig.
Sie isst gerne Reis und Fleisch, und Wassermelone war am Abend ein Hit! Sie sitzt jeweils entweder bei Mike oder mir, und wir fuettern sie, solange sie es zulaesst. Sie kuschelte sich ganz nahe an mich heran und streichelte meinen Arm. Mit Glace konnte sie absolut nichts anfangen, und ihr Gesichtsausdruck war koestlich!

Nach dem Abendessen war sie sehr muede und hatte auch Fieber. Wir gaben ihr etwas Tylenol, und nun schlaeft sie. Bitte betet fuer sie, dass sie diese Erkaeltung schnell uebersteht. Mike und ich fuehlen uns auch nicht ganz 100% - bitte betet, dass wir nicht auch noch krank werden.

Was uns fasziniert ist wie sich Nina "praesentiert" - offensichtlich hat sie viel Liebe erfahren, und sie strahlt dies aus. Sie ist ein Kind, das in diesem Leben willkommen geheissen worden ist, und das Sicherheit kennen lernen durfte. Jetzt geht es darum, die Verbindung, die sie mit ihren Pflegeeltern hatte, auf uns zu uebertragen. In dieser kurzen Zeit mit uns sehen wir schon viele positiven Zeichen dafuer. Oftmals durchlaufen die adooptierten Kinder einen sogenannten "Honeymoon", wo alles schoen und gut ist, und wo sie nicht realisieren, dass dies eine dauerhafte Situation ist. Sie findet uns im Moment toll, wir haben neue Spielsachen, kuemmern uns um sie, geben ihr zu Essen (und das Kind hat einen APPETIT!!). Sie muss aber um ihre Pflegeeltern trauern , um emotional Fortschritte machen zu koennen. Das kann morgen soweit sein, naechste Woche, in 6 Monaten... das ist nicht voraussehbar. Aber im Moment sind wir einfach ueberrascht und dankbar, dass es ihr so gut geht.

Wir haben alle Dinge, die wir ihr in den letzten paar Monaten geschickt haben, zurueckbekommen. Ich glaube nicht, dass sie je etwas davon bekommen hat, aber das ist jetzt auch egal. Sie haben ihr ein kleines Fotoalbum zusammengestellt, das auch Babyfotos enthaelt. In einem der Fotos sieht man ihre Pflegemutter (so nehmen wir an) - das heisst, man sieht ihre Beine. Nina zeigt immer darauf und sagt einen Namen. Wir wollen unsere Reisebegleiterin fragen, was sie sagt.

Ein anderer Hoehepunkt des Tages war, dass wir wir mit den Kindern zuhause telefonieren konnten. Elia weinte und war traurig, aber im Grossen und Ganzen geht es allen gut.

So, jetzt schliesse ich ab. Dies war ein sehr emotionaler Tag, und ich bin muede. Vielen Dank fuer eure Gebete, Gott hat uns heute seine Gnade geschenkt! Gute Nacht, und bis morgen!