06 Juli 2007

UNSERE Tochter

Seit wir mit Nina's Adoption vor einem Jahr begonnen hatten, und jetzt kurz bevor wie sie endlich kennen lernten, hatte ich so viele offene Fragen und Ungewissheiten - und ich moechte dazu ein paar Gedanken weitergeben.
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IST ES SIE WIRKLICH?
Kurz bevor wir am vergangenen Montag zum Zivilstandsamt aufbrachen, suchte ich Nina's Foto in meiner Bibel, und sobald ich es gefunden hatte, steckte ich es in meine Tasche. Mike fragte mich, warum ich ihr Foto mitbringen wolle. Ich wollte ganz sicher sein, dass wir das richtige Maedchen erhalten wuerde. Ich hatte Angst, dass ich sie nicht erkennen wuerde. Ich "kannte" das ernste kleine Gesicht so gut - und was mache ich, wenn sie ganz anders aussieht? Weiss ich trotzdem, dass sie es ist? Wie ihr von den Fotos sehen koennt, sieht sie genau wie auf dem Foto aus - ein bisschen aelter, aber unverwechselbar!
Ja, Nina war " die Richtige". War das nun ziemlich dumm, mir darueber Sorgen zu machen? In allem Ernst - JA. Die Aengste hingegen zeigen aber, wie unvorhersehbar und "verschleiert" der Adoptionsvorgang ist, und das Gefuehl zu haben, dieser riesigen chinesischen Organisation CCAA ausgeliefert zu sein. Adoption ist definitiv nichts fuer Weicheier, und es ist ein Sprung in ein unbekanntes Gewaesser. Falls du dich mit Adoption auseinander setzst, musst du dich auch auf viele ganz unbekannte und fremde Emotionen gefasst machen.
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WANN GEHOERT SIE ZU MIR?
Diese Frage haben Mike und ich uns oft gestellt. Wird es uns so vorkommen, wie wenn wir Nina nur hueten? Und wie sind unsere Gefuehle ihr gegenueber im Vergleich zu unseren leiblichen Kindern? Ich gebe zu, dass mein Draht zu Nina in den vergangen Monaten nicht auf echten Mutter-Kind-Gefuehlen basierte. Ich freute mich darauf, sie zu adoptieren, ich hatte meine Vorstellungen von ihr, und meine Verbindung basierte auf den Hoffnungen und Traeumen, die ich fuer unsere Familie habe. Viele Adoptiveltern beschreiben tiefe Liebesgefuehle und Traenen des Gluecks, wenn sie zum ersten Mal ein Foto von ihrem zukuenftigen Kind sehen. Ich habe diese Eltern immer ein wenig beneidet. Meine Gefuehle waren nicht so intensiv. Ja, ich wollte sie adoptieren, und machte ein solches Versprechen, aber gefuehlsmaessig fehlte noch etwas. Ich fragte mich, ob etwas mit mir nicht stimmte. Ueber diese Gefuehle sprach ich auch nie, aber die Wahrheit ist, dass meine gefuehlsmaessige Beziehung zu ihr unvollstaendig war.
Und dann marschierte dieses kleine Maechen in ihrem rosa und weiss getupften Kleid ins Wartezimmer. Und das fehlende Stueck war gefunden. So einfach war es. Zum ersten Mal hatte ich wahre Muttergefuehle. Wir hatten uns gefunden.
Sie gehoert zu mir.
Meine Beziehung zu ihr ist noch nicht so tief wie zu meinen anderen Kindern, und das ist in Ordnung. Sie wird wachsen. Sie wird staerker werden. Aber sie ist hier, ganz tief in meinem Herzen. Das ist eine Erleichterung. Eine Antwort auf Gebete. Gnade. Nichts als Gnade.
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IST SIE HUEBSCH??
Vielleicht geht das nur mir so - aber ich habe im vergangenen Jahr unzaehlige Bilder von chinesischen Kindern studiert. Ich bin in Internet Foren aktiv, ich lese Blogs wie den unseren. Und ich schaue diese Fotos an, und denke im Stillen "Dieses Maedchen ist soooo huebsch", oder "Hmmm, sie hat eine schoene Nase..." Wir sind alle so visuell - und es gibt huebsche Kinder und weniger huebsche Kinder. Und die Dossier-Fotos von den chinesischen Kindern sind zum grossteil schrecklich. Ich hatte immer gehofft, ein ganz besonders huebsches Kind adoptieren zu duerfen. Auf der anderen Seite wollte ich unsere Entscheidung nicht auf aeussere Schoenheit abstuetzen. Das waere zwar menschlich, aber falsch. Das wusste ich. Als wir die ersten Fotos von Nina erhielten, fand ich sie nicht ein besonders huebsches Kind. Und eigentlich war ich erleichtert, denn so konnten wir unsere Entscheidung im Glauben treffen, und nicht mit unseren Augen.
Je mehr ich ihr Foto betrachtete, desto besser gefiel mir ihr Aeusseres. Und jetzt sind wir hier - und ich sehe alle diese chinesichen Kinder - Kinder die hier leben und Kinder die adoptiert werden. Und ich bin 100% ig der Ueberzeugung, das Nina das absolut schoenste Kind von ihnen allen ist. Ich sehe sie nicht mehr von Aussen, sondern von innen. Mit dem Herz einer Mutter. Sie ist UNSERE Tochter, sie ist perfekt, und sie ist wunderhuebsch. Und mir ist es damit ganz ganz ernst.
Gott ist so gut!
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GERUECHE
Ich gebe es ja zu - ich bin ein bisschen ein "Geruchs-Freak" - das heisst schlechte Gerueche stoeren mich sehr schnell, und "gute" Gerueche praegen sich mir ein. Als ich schwanger war, war es besonders extrem. Ich weiss jetzt noch, wie bestimmte Orte waehrend meinen Schwangerschaften riechten. Ich mag mich auch heute noch an den Geruch meines Grossvatis erinnern, der bereits vor 30 Jahren, als ich ein kleines Maedchen war, gestorben ist, oder an den Geruch der Handtasche von meinem Mueti, als ich jeden Sonntag neben ihr im Gottesdienst sass.
Ich mag nicht, wie "fremde" Kinder riechen (ausser sie sind nah verwandt!). So habe ich oft ueber Nina's "Duft" nachgedacht. Ich hatte schon vor einiger Zeit meine spezielle Pelsano Salbe gekauft, die ich immer fuer meine Babies verwendet hatte und die "meinen" Babygeruch verkoerpert. Ich salbe Nina damit ein, und mag den Geruch sehr. Obwohl sie recht sauber war, als sie am Montag zu uns gebracht wurde, hatte sie einen fremdartigen und etwas komischen Geruch, vor allem in den Haaren. Und weisst du was? Es hat mich ueberhaupt nicht gestoert!!! Fuer andere mag das ein unbedeutendes Detail sein, aber fuer mich was das SUPER Mega COOL! Sie riecht wie mein Kind. So ein Wunder!
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Ich bin heute so dankbar - ich habe 5 tolle Kinder, die 5 schoensten Kinder ueberhaupt, und sie alle riechen soooo gut. Tatsache ist, das ist MEINE Perspektive. Ohne Vorbehalte. Ich fuehle mich so gesegnet. Und das alles mit Mike zu teilen, ist noch besser!